Grenzen einer Politisierung von Psychotherapie

„Kontextualisierte Taumaarbeit“ als Intervention gegen epistemische Gewalt in der Psychiatrie

24. Juni 2021, 19:00 Uhr

Vortrag und Diskussion mit Prof.in Dr.in Ariane Brenssell

In der operationalisierten psychologischen Forschung spielen die Perspektiven der Subjekte auf ihre Situation und ihre Therapie nur eine untergeordnete Rolle. Die Vernachlässigung qualitativer Forschung zugunsten quantitativer Erhebungen verweist auf die Notwendigkeit anderer, subjektwissenschaftlicher Forschungsansätze. Doch nicht nur die Perspektiven der einzelnen Subjekte werden tendenziell ausgeblendet, sondern auch die strukturellen Machtverhältnisse, mit denen diese konfrontiert sind. Stattdessen werden im Rahmen von Psychotherapien auftretende Krisen meist als bloß individuelle Krisen verstanden. Wie emanzipatorisch kann Psychotherapie unter diesen gegebenen Bedingungen sein? Am Beispiel des partizipativen Forschungsprojekts „Kontextualisierte Traumaarbeit“, das gemeinsam mit Beraterinnen des Bundesverband Frauenberatungsstellen (bff) durchgeführt wurde, sollen Besonderheiten emanzipatorischer, feministischer Unterstützungsarbeit für Frauen nach Gewalterleben aufgezeigt werden.

Zur Person: Prof.in Dr.in Ariane Brenssell ist Diplom-Psychologin / Kritische Psychologin, Politikwissenschaftlerin und seit 2010 Professorin für Psychologie, Diagnostik und Interventionen in der Sozialen Arbeit an der Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. Zuvor arbeitete sie langjährig in der Berliner Fachstelle für sexualisierte Gewalt (Lara) und dem Hip-Hop-Mädchen Projekt gegen Gewalt in Berlin. Sie hat die Psychotherapieausbildung mit Schwerpunkt Tiefenpsychologie ohne Approbation abgeschlossen.