Funktion der Psychotherapie in der Krise

Vortrag und Diskussion mit Angelika Grubner

04.05.2022, 19:00 Uhr. Aufzeichnung verfügbar unter: https://youtu.be/91xUZtfFuto

Wie ist es zu verstehen, dass in der Geschichte westlicher Gesellschaften noch nie so viele Menschen davon überzeugt waren, dass der Psyche eine zentrale Rolle für ein gelungenes oder glückliches Leben zukommt? Warum sind die Individuen in noch nie dagewesener Intensität aufgefordert Psychotherapie in Anspruch zu nehmen? Wie lässt sich erklären, dass es heute einen noch nie dagewesenen psychotherapeutischen Markt sowie einen staatlichen Zugang zur Psychotherapie gibt? Und wie ist es der Psychotherapie gelungen, sich für jedes nur vorstellbare Problem – meistens jenseits schwerer psychischer Erkrankung – als Expertin zu positionieren? Der Vortrag geht diesen Fragen nach, indem er zuerst die Genese der individuellen Psyche nachzeichnet und dann ein Erklärungsmodell anbietet, das die Psychotherapie als wesentlichen Baustein der neoliberalen Regierungsform im Sinne Michel Foucaults ausweist. Dadurch soll sich ihre Funktion in der Krise erschließen.

Zur Person: Angelika Grubner ist Diplomierte Sozialarbeiterin und Psychotherapeutin. Sie arbeitet in freier Praxis und an ihrer Dissertation an der Historisch-Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck. Letzte Publikation: Die Macht der Psychotherapie im Neoliberalismus. Eine Streitschrift. Wien/Berlin: Mandelbaum, kritik & utopie, 2017.