28.03.2023: Psychotherapie im Kapitalismus

Nach einem kurzen Überblick über die Umstände, welche unsere Gesellschaft heute maßgeblich prägen – Produktionsverhältnisse und Subjektivierungsprozesse – soll die Rolle der Psychotherapie in diesem Gefüge reflektiert werden. Diese hat, so die These, als zentrale Institution in der westlich-kapitalistischen Gesellschaft, paradoxerweise eine Funktion, welche die Bedingungen für Leiden stützt, indem sie gesellschaftliche Konflikte individualisiert und kaum erfüllbare Subjektideale reproduziert. Die Psychotherapie steht daher in der Verantwortung, sich mit eben diesen Prozessen auseinanderzusetzen, mit dem Horizont „[…] alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Karl Marx).

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07.03.2023: Das Heilsversprechen der Gruppe

Der Vortrag befasst sich mit drei Gruppen, die in den vergangenen Monaten auf Veranstaltungen der Kölner linken und/oder Techno-Szene durch sektenartige, esoterische, übergriffige und/oder neurechte Geisteshaltungen und Handlungen aufgefallen sind. Elementarer Bestandteil des jeweiligen Selbstverständnisses der Gruppen sind psychologische Selbstverwirklichungs- und Heilungsnarrative. Sie berufen sich auf Theorieelemente, die meist Bezüge zu psychologischen Wachstums-, Gestalt- und Achtsamkeitsansätzen aufweisen.

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Reihe 2022: Kritische Psychotherapie in der Krise

Krisen sind allgegenwärtig und treten immer stärker ins Bewusstsein: Die schon seit Jahrzehnten sichtbare Klimakrise tritt nach einer Phase großer Aufmerksamkeit im Jahr 2019 trotz bedrohlicher Aktualität in den Hintergrund, während zunächst die Corona-Pandemie und nun der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Welt in Atem hält. Von vielen für selbstverständlich Gehaltenes ändert sich vom einen auf den anderen Moment. Die schwarze Null fällt, riesige Konzerne werden gerettet, und plötzlich sind Rüstungsausgaben in schwindelerregenden Höhen möglich. Die großen Veränderungen in der globalen Politik, im öffentlichen Diskurs und auch in der Wissenschaft sorgen für Unsicherheit und Orientierungslosigkeit bei vielen Menschen.

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Reihe 2021: In schlechter Gesellschaft – Psychotherapie im Kapitalismus

Um mit dem eigenen Leiden umzugehen und es bestenfalls zu überwinden, greifen Menschen zu verschiedenen Strategien: Mal suchen sie Halt in religiösen Vorstellungen, mal bemühen sie sich um eine Veränderung ihrer Lebensbedingungen, mal bevorzugen sie die Arbeit an sich selbst, etwa im Rahmen einer Psychotherapie. Obwohl die gegenwärtige Psychotherapie ihrer Intention nach grundsätzlich keinen politischen Anspruch verfolgt, wird ihr prioritär die Aufgabe zugewiesen, die Subjekte wieder leistungs- und arbeitsfähig zu machen. Dabei fokussiert sie sich auf Einzelpersonen und blendet gesellschaftliche Strukturen überwiegend aus. Sie neigt zur Individualisierung von Leid, das nicht kollektiv, sondern jeweils allein, höchstens noch durch den Einbezug von Familienmitgliedern gemindert werden soll. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe wollen wir den Widersprüchen von Psychotherapie im Kapitalismus nachgehen. Wir wollen ausloten, wo die Möglichkeiten und Grenzen einer Kritischen Psychotherapie liegen, die um ihre gesellschaftliche Einbettung und Verantwortung weiß.

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