Reihe 2022: Kritische Psychotherapie in der Krise

Möglichkeiten und Grenzen einer emanzipatorischen Praxis

Krisen sind allgegenwärtig und treten immer stärker ins Bewusstsein: Die schon seit Jahrzehnten sichtbare Klimakrise tritt nach einer Phase großer Aufmerksamkeit im Jahr 2019 trotz bedrohlicher Aktualität in den Hintergrund, während zunächst die Corona-Pandemie und nun der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Welt in Atem hält. Von vielen für selbstverständlich Gehaltenes ändert sich vom einen auf den anderen Moment. Die schwarze Null fällt, riesige Konzerne werden gerettet, und plötzlich sind Rüstungsausgaben in schwindelerregenden Höhen möglich. Die großen Veränderungen in der globalen Politik, im öffentlichen Diskurs und auch in der Wissenschaft sorgen für Unsicherheit und Orientierungslosigkeit bei vielen Menschen.

Die wissenschaftliche Psychologie befindet sich seit ihrer Gründung konstant in (Replikations-) Krisen, und gleichzeitig erfährt die Psychotherapie im Rahmen des Psychobooms immer mehr Aufmerksamkeit. Sie nutzt ihre Diskursmacht aber selten zur Skandalisierung der unmenschlichen gesellschaftlichen Strukturen, die das Leid hervorbringen. Vielmehr trägt sie durch Individualisierung und Psychologisierung zur Stabilisierung eben dieser Verhältnisse bei oder wendet sich gar rechtsextremen Narrativen und Verschwörungserzählungen zu.

Im Rahmen der Vortragsreihe wollen wir uns mit Kritischer Psychotherapie in der Krise in einem doppelten Sinne auseinandersetzen: Was kann die Rolle einer Kritischen Psychotherapie in der Krise sein, oder befindet sich die Kritische Psychotherapie selbst in einer Krise? Was braucht es, um den gesellschaftlichen Leerstellen im psychotherapeutischen Diskurs und den Herausforderungen durch die kapitalistischen Verwerfungen zu begegnen? Welches emanzipatorische Potenzial besitzt eine Kritische Psychotherapie und wo liegen ihre Grenzen?

Veranstaltungen im Mai und Juni 2022

Flyer mit allen Veranstaltungen (PDF)