Um mit dem eigenen Leiden umzugehen und es bestenfalls zu überwinden, greifen Menschen zu verschiedenen Strategien: Mal suchen sie Halt in religiösen Vorstellungen, mal bemühen sie sich um eine Veränderung ihrer Lebensbedingungen, mal bevorzugen sie die Arbeit an sich selbst, etwa im Rahmen einer Psychotherapie. Obwohl die gegenwärtige Psychotherapie ihrer Intention nach grundsätzlich keinen politischen Anspruch verfolgt, wird ihr prioritär die Aufgabe zugewiesen, die Subjekte wieder leistungs- und arbeitsfähig zu machen. Dabei fokussiert sie sich auf Einzelpersonen und blendet gesellschaftliche Strukturen überwiegend aus. Sie neigt zur Individualisierung von Leid, das nicht kollektiv, sondern jeweils allein, höchstens noch durch den Einbezug von Familienmitgliedern gemindert werden soll. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe wollen wir den Widersprüchen von Psychotherapie im Kapitalismus nachgehen. Wir wollen ausloten, wo die Möglichkeiten und Grenzen einer Kritischen Psychotherapie liegen, die um ihre gesellschaftliche Einbettung und Verantwortung weiß.
Veranstaltungen im Mai und Juni 2021
- 11.05.2021, 19:00 Uhr, Prof. Dr. Boris Friele:
Psychotherapie als problematische Praxis: Inwiefern sollte psychisches Leiden ‚behandelt‘ werden? - 01.06.2021, 19:00 Uhr, Dr.in Leonie Knebel:
Psychotherapie im Kontext von Armut und Emotionsarbeit - 10.06.2021, 19:00 Uhr, Leila Corzo Menéndez:
Kritisches psychotherapeutisches Arbeiten: Das Psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf, ein Praxisbeispiel? - 24.06.2021, 19:00 Uhr, Prof.in Dr.in Ariane Brennsell:
Grenzen einer Politisierung von Psychotherapie: „Kontextualisierte Taumaarbeit“ als Intervention gegen epistemische Gewalt in der Psychiatrie