Psychotherapie-Kritik von rechts

In der BRD orientiert sich die Psychotherapieforschung an einem naturwissenschaftlichen Methodenverständnis. Dieses hat zur Folge, dass für Praktiker*innen wichtige Fragen sowohl in Forschung als auch in sozialrechtlichen Entscheidungen über die Anerkennung von Therapieverfahren nur unzureichende Berücksichtigung finden. In jüngerer Zeit werden derartige berechtigte Kritiken von Rechts aufgegriffen und in ein reaktionäres und teilweise auch rechtsextremes Weltbild integriert. In dem Vortrag soll diese Tendenz anhand eines Sammelbandes illustriert werden.

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Funktion der Psychotherapie in der Krise

Warum waren in der Geschichte westlicher Gesellschaften noch nie so viele Menschen davon überzeugt, dass der Psyche eine zentrale Rolle für ein glückliches Leben zukommt? Wie ist es der Psychotherapie gelungen, sich für jedes nur vorstellbare Problem – meistens jenseits schwerer psychischer Erkrankung – als Expertin zu positionieren? Der Vortrag zeichnet die Genese der individuellen Psyche nach und weist die Psychotherapie als wesentlichen Baustein der neoliberalen Regierungsform im Sinne Michel Foucaults aus. Dadurch soll sich ihre Funktion in der Krise erschließen.

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Reihe 2022: Kritische Psychotherapie in der Krise

Krisen sind allgegenwärtig und treten immer stärker ins Bewusstsein: Die schon seit Jahrzehnten sichtbare Klimakrise tritt nach einer Phase großer Aufmerksamkeit im Jahr 2019 trotz bedrohlicher Aktualität in den Hintergrund, während zunächst die Corona-Pandemie und nun der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Welt in Atem hält. Von vielen für selbstverständlich Gehaltenes ändert sich vom einen auf den anderen Moment. Die schwarze Null fällt, riesige Konzerne werden gerettet, und plötzlich sind Rüstungsausgaben in schwindelerregenden Höhen möglich. Die großen Veränderungen in der globalen Politik, im öffentlichen Diskurs und auch in der Wissenschaft sorgen für Unsicherheit und Orientierungslosigkeit bei vielen Menschen.

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Grenzen einer Politisierung von Psychotherapie

In der operationalisierten psychologischen Forschung spielen die Perspektiven der Subjekte auf ihre Situation und ihre Therapie nur eine untergeordnete Rolle. Die Vernachlässigung qualitativer Forschung zugunsten quantitativer Erhebungen verweist auf die Notwendigkeit anderer, subjektwissenschaftlicher Forschungsansätze. Doch nicht nur die Perspektiven der einzelnen Subjekte werden tendenziell ausgeblendet, sondern auch die strukturellen Machtverhältnisse, mit denen diese konfrontiert sind. Stattdessen werden im Rahmen von Psychotherapien auftretende Krisen meist als bloß individuelle Krisen verstanden. Wie emanzipatorisch kann Psychotherapie unter diesen gegebenen Bedingungen sein?

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Kritisches psycho­therapeutisches Arbeiten

Welche Rolle spielt es, wenn die psychosoziale Arbeit mit Geflüchteten nicht in der gesundheitlichen Regelversorgung, sondern in spenden- und projektgeldfinanzierten psychosozialen Zentren stattfindet? Welche Auswirkungen hat es hierbei, wenn Geflüchtete in diesen größtenteils auf Professionelle ohne Fluchtgeschichte treffen? Anhand der Arbeitsweise im Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf beleuchtet die Referentin, ob im Spannungsfeld zwischen restriktiver Flüchtlingspolitik, institutionalisiertem Rassismus und unsicherer Finanzierungsgrundlage kritisches psychotherapeutisches Arbeiten möglich sein kann.

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Psychotherapie im Kontext von Armut und Emotionsarbeit

Eine emanzipatorisch intendierte Psychotherapie hat den Anspruch nicht nur die therapeutische Beziehung machtkritisch zu gestalten, sondern auch gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse auf eine hilfreiche Weise zu thematisieren, sodass sowohl Handlungseinschränkungen als auch Handlungsmöglichkeiten sichtbar werden. Am Beispiel einer Ausbildungstherapie mit einer Flugbegleiterin soll das Zusammenspiel von Beziehungskonflikt, biografisch-beruflichen Erfahrungen und gesellschaftlichen Strukturen diskutiert werden.

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Psychotherapie als problematische Praxis

Psychotherapie ist eine anerkannte Form der Behandlung seelischen Leidens, die im Gesundheitssystem unserer Gesellschaft weithin präsent und stabil institutionalisiert ist. Es gibt zahlreiche therapeutische Schulen, störungsspezifische Behandlungskonzepte und umfassende Forschung etwa zur Wirksamkeit einzelner Ansätze. Über fachliche Kontroversen hinaus lässt sich auch grundsätzliche Kritik in Bezug auf „Psychotherapie“ und ihre Funktion in unserer Gesellschaft formulieren.

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Reihe 2021: In schlechter Gesellschaft – Psychotherapie im Kapitalismus

Um mit dem eigenen Leiden umzugehen und es bestenfalls zu überwinden, greifen Menschen zu verschiedenen Strategien: Mal suchen sie Halt in religiösen Vorstellungen, mal bemühen sie sich um eine Veränderung ihrer Lebensbedingungen, mal bevorzugen sie die Arbeit an sich selbst, etwa im Rahmen einer Psychotherapie. Obwohl die gegenwärtige Psychotherapie ihrer Intention nach grundsätzlich keinen politischen Anspruch verfolgt, wird ihr prioritär die Aufgabe zugewiesen, die Subjekte wieder leistungs- und arbeitsfähig zu machen. Dabei fokussiert sie sich auf Einzelpersonen und blendet gesellschaftliche Strukturen überwiegend aus. Sie neigt zur Individualisierung von Leid, das nicht kollektiv, sondern jeweils allein, höchstens noch durch den Einbezug von Familienmitgliedern gemindert werden soll. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe wollen wir den Widersprüchen von Psychotherapie im Kapitalismus nachgehen. Wir wollen ausloten, wo die Möglichkeiten und Grenzen einer Kritischen Psychotherapie liegen, die um ihre gesellschaftliche Einbettung und Verantwortung weiß.

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