Kritische Interventionen in therapeutische Spannungsfelder – von Trauma bis Achtsamkeit
In unserer Vortragsreihe wollen wir gesellschaftstheoretische und machtkritische Fragen an verschiedene Anwendungsfelder der Klinischen bzw. der Gesundheits-Psychologie richten. Ein Teil der Vorträge wird danach fragen, welche Erfahrungen unterschiedlich positionierte Individuen in Gesundheitsinstitutionen machen: Wie werden bestimmte psychische Erkrankungen diagnostiziert bzw. behandelt, und welche problematischen sozialen Mechanismen sind dabei wirksam? Ein zweiter Teil der Vorträge beschäftigt sich mit Psy-Formaten, die weniger Krankheiten behandeln als Glück maximieren wollen. Warum breiten sich Konzepte wie die Positive Psychologie oder die Achtsamkeit so erfolgreich in gesellschaftlichen Diskursen und Institutionen aus, was ist daran problematisch und wo lassen sich möglicherweise emanzipatorische Potenziale bergen?
Im Hintergrund der Reihe steht unsere Einschätzung, dass eine Psychologie, die sich ausschließlich als quantitativ-empirische Naturwissenschaft versteht, die Fähigkeit verliert, ihr eigenes Forschen und ihre Anwendung gesellschaftstheoretisch und machtkritisch zu reflektieren. Solche Reflexion ist aber unverzichtbar, wenn wir verhindern wollen, dass die Psychologie hauptsächlich damit beschäftigt ist, Probleme zu beheben und unsichtbar zu machen, die die soziale Ordnung hervorbringt. Außerdem ist die historisch und kontextsensible Reflexion der (Klinischen) Psychologie Voraussetzung für eine gesundheitsinstitutionelle Praxis, die sich am Wohl und am Erleben des jeweiligen Subjekts orientiert.